31.07.2017

Pfandsystem für Kaffeebecher geplant

Kempten im Allgäu will ein Pfandsystem für die Mehrweg-Kaffeebecher einführen

Wenn er doch nur nicht so praktisch wäre: Der Becher zum Mitnehmen für den schnellen Kaffee zwischendurch. Pro Stunde gehen in Deutschland nach Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe rund 320 000 davon über die Ladentheke – um wenig später im Müll zu landen. Deshalb steht ihr Nutzen in keinem Verhältnis zu dem Schaden, den sie in der Umwelt anrichten. Die Stadt Kempten sagt den Bechern deswegen den Kampf an – und plant ein Allgäu-weites Pfandsystem.

Ziel sei, dass die Kemptener bei einem großen Pool an Cafés, Bäckereien oder Tankstellen einen Mehrweg-Kaffeebecher gegen Pfand mitnehmen und auch woanders wieder abgeben können, erklärt Claus-Dieter Jaskolka vom Amt für Umwelt- und Naturschutz. Dabei soll der Kaffee im Pfandbecher immer günstiger sein als im Einwegbecher.

 

 

Eine Kooperation mit den Städten Sonthofen und Immenstadt zeichne sich schon ab. Wann genau die Becher zu haben sein werden, ist noch unklar. Angestoßen wurde das Thema Ende 2016 durch Anträge mehrerer Stadträte – mit dem Ziel, Müll zu vermeiden. Denn die Einwegbecher sind eine große Umweltbelastung. „Pro Jahr verursachen Einwegbecher in Deutschland 31 000 Tonnen Abfall und zusätzliche 9000 Tonnen durch Plastikdeckel“, sagt Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe.

 

Plastik bleibt in der Umwelt

 

Weil die Pappbecher innen mit Kunststoff ausgekleidet sind, bleibe dieser als Mikroplastik in der Umwelt, wenn sich der Papieranteil abgebaut hat. Für die Herstellung der Becher werde außerdem viel Energie verbraucht, sagt Fischer – pro Jahr 320 Millionen Kilowattstunden – so viel, dass damit mehr als 100 000 Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgt werden könnten.

 

 

Nicht zuletzt entstehen durch die Produktion der Becher nach Berechnungen der Umwelthilfe jährlich rund 83 000 Tonnen CO2-Emissionen. Die Herstellung der dazugehörigen Polystyrol-Deckel verursache zusätzlich rund 28 000 Tonnen der schädlichen Klimagase.

 

Großes Netz in anderen Städten

 

Auch das Bayerische Umweltministerium hat die Einwegbecher als Problem erkannt und zwei Runde Tische mit Café-Betreibern, Bäckereien, Kommunen und Verbänden veranstaltet. „Wir unterstützen die Initiativen von Kommunen und Betrieben für Mehrweg“, sagt Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU). „Dafür stehen wir jederzeit mit Know-how, als Moderator und Multiplikator zur Verfügung.“ Doch finanziell gefördert werden Mehrwegsysteme bisher nicht: Es bleibt beim Appell an Verbraucher und Betreiber.

 

 

Initiativen wie in Kempten gibt es bereits in Berlin, Oldenburg, München, Rosenheim und Wasserburg am Inn. In den bayerischen Städten kann man Pfandbecher aus recycelbarem Kunststoff bei einem großen Netz von Kaffee-Anbietern kaufen und wieder abgeben. In der Landeshauptstadt machen rund 150 Cafés, Tankstellen, Bäckereien und andere Betreiber mit.

 

 

Kempten denke auch über ein spezielles Allgäu-Design auf den Bechern nach, sagt Jaskolka. Und dann müssen vor allem viele Teilnehmer für das Projekt gewonnen werden – denn davon hängt der Erfolg eines Pfandsystems am Ende ab.

 

aktualisiert von Markus Ehm, 31.07.2017, 10:53 Uhr