25.07.2017

Der Stadtrat hat schon Ja gesagt

Mehr als 100 Millionen Euro kostet der Tunnelabschnitt bis hinter die Haager Straße. Erding muss mitzahlen, jetzt fehlt nur noch die Unterschrift der bayerischen Staatsregierung unter die Finanzierungsvereinbarung.

Mit einem Betrag zwischen 30 und 40 Millionen Euro muss sich die Stadt Erding am Bau eines Tunnels für den S-Bahn-Ringschluss beteiligen, der bis hinter die Haager Straße reichen und einen Bahnübergang an dieser Stelle überflüssig machen wird. Die Gesamtkosten für den 600 Meter langen Abschnitt liegen laut OB Max Gotz (CSU) bei mehr als 100 Millionen Euro - und damit weit über den früher geschätzten 38 Millionen Euro. Hartnäckige Verhandlungen hat Gotz eigenen Aussagen zufolge geführt. Mit dem Ergebnis ist er hochzufrieden, und nicht nur er: In nicht-öffentlicher Sitzung habe der Stadtrat der Vereinbarung bereits zugestimmt, und zwar einstimmig, wie Gotz betont. Am Montag, 7. August, unterschreibt dann auch der Freistaat die Vereinbarung. Eine "einmalige Situation", wie Gotz sagt.

Er sieht diesen Schritt als "eine der größten Herausforderungen meiner bisherigen Amtszeit". Dass er sie habe meistern können, habe auch mit seinem "guten Draht" zum bayerischen Innen- und Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) zu tun. Aber auch die volle Rückendeckung durch den Stadtrat und der Schulterschluss mit der Bürgerinitiative Bahntunnel Erding seien unverzichtbar gewesen. "Das gibt es nicht oft", sagte Gotz, dass man den kompletten Stadtrat und eine Bürgerinitiative vereinigen könne. "Alle haben dazu einen Beitrag geleistet."

Viele Jahre hatte Gotz mit dem Ministerium darum gerungen, dass der Tunnel, in dem die S-Bahn vom Flughafen kommend schon vor der Alten Römerstraße verschwindet, nicht schon nach der Dorfener Straße endet, sondern erst hinter dem nächsten Bahnübergang an der Haager Straße. Man fürchtet sich in Erding davor, dass der Übergang an der Haager Straße aufgrund einer dann noch höheren Zugfrequenz noch häufiger geschlossen wäre. Lange Staus vor den Schranken wären die Folge gewesen, Erding wäre quasi zweigeteilt: Wer nicht unbedingt muss, würde darauf verzichten, von der einen Seite auf die andere zu fahren. Eine Demonstration mit Vertretern aller Parteien auch aus Landes- und Bundespolitik im September 2015 sandte deutliche Signale nach München, davon ist auch Horst Schmidt (SPD) überzeugt. "Das ist bemerkt worden."

Jetzt muss nur noch der Freistaat die Vereinbarung unterschreiben, in der unter anderem geregelt ist, in welchem Umfang Erding sich finanziell an der Verlängerung des Tunnels beteiligen muss. Als "kommunalfreundlich" bezeichnet Gotz die Vereinbarung. Und auch Horst Schmidt und Günther Kuhn (Grüne) reden von einem "guten Ergebnis" für Erding, sie kennen es aus den nicht-öffentlichen Beratungen. Kuhn fügte an, dass die Grünen die Nordeinschleifung mit einem neuen Bahnhof auf dem Fliegerhorstgelände kritisch gesehen hatten. "Aber die Südeinschleifung gibt es nicht mehr. So gesehen - ein gutes Ergebnis." Und auch die bayerische Umweltministerin und Erdinger CSU-Landtagsabgeordnete Ulrike Scharf äußerte sich begeistert: "Wirklich ein ganz tolles Ergebnis." Der Ringschluss sei überfällig, die Finanzierungsvereinbarung "stellt die Ampel auf Grün". Den einstimmigen Beschluss des Stadtrates nannte sie "großartig". Was Erding da bezahlen müsse, sei ja schließlich "keine Kleinigkeit". Bis 2026, so sagt Scharf, könnten die Züge dann fahren.

Nach der Unterzeichnung der Vereinbarung soll es zügig weitergehen. Im Laufe der nächsten Monate rechnet Gotz für diesen Abschnitt, der von der Stadtgrenze im Nordwesten Erdings bis zur Sempt im Stadtpark reicht, mit einem Antrag auf Planfeststellung, den die Deutsche Bahn beim Eisenbahnbundesamt stellen muss. Bis 2021 könnte dann der Planfeststellungsbeschluss erfolgen. Auch Horst Schmidt sagt: "In drei bis fünf Jahren könnte es losgehen."

Gespannt auf die weitere Entwicklung ist auch Winfried Busch, der Vorsitzende der Bürgerinitiative Bahntunnel Erding. "Es ist ein toller Erfolg, dass es einen Tunnel von der Alten Römerstraße bis zur Haager Straße geben wird." Er freue sich, dass Bewegung in die Sache komme und dass Maßnahmen zur Verkehrsentlastung umgesetzt würden. Als nächstes müssten die Planungsunterlagen auf den Tisch, damit man sichergehen könne, dass es nicht doch noch Schlupflöcher für Schallemissionen geben werde. Die Bürgerinitiative habe sich gut eingebunden gefühlt.

 

Dass die Diskussion über eine Tieferlegung des Bahnübergangs in Altenerding noch einmal aufflammt, damit rechnet Gotz nicht, wie er sagt. Dieser Abschnitt sei nicht Teil der Ringschlussplanung. "Mehr war nicht durchzusetzen", sagt auch Schmidt. Er rechne jedoch fest mit kürzeren Schließzeiten aufgrund des technologischen Fortschritts.



aktualisiert von Markus Ehm, 25.07.2017, 11:26 Uhr