06.11.2014

Der Gipfel der Forschung

15 Jahre Umweltforschungsstation Schneefernerhaus

Ein Laserstrahl schießt vom höchsten Punkt Deutschlands 20 Kilometer in die Wolkendecke. Mit solchen hochmodernen Projekten liefert die Umweltforschungsstation Schneefernerhaus (UFS) seit 15 Jahren wichtige Erkenntnisse für die Höhen- und Klimaforschung in Bayern. Das betonte die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf heute auf der Zugspitze. 

"Die Erforschung des Klimawandels ist ein wesentlicher Eckpfeiler der bayerischen Umweltpolitik. Gute wissenschaftliche Erkenntnisse sind das Fundament für regionale Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel. Mit der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus sind wir vor 15 Jahren in eine neue Dimensionen der Klimaforschung vorgestoßen. Dank modernster Labore und engagierter Wissenschaftler kommen vom Gipfel der Forschung wichtige Impulse für die internationale Klimapolitik", so Scharf. Die interdisziplinären Forschungsansätze sind in acht Forschungsschwerpunkte gegliedert, denen insgesamt zehn Institute angehören. Dabei stehen den Forschern knapp 500 Quadratmeter Experimentierterrassen und 750 Quadratmeter Laborfläche zur Verfügung.

Ein aktueller Forschungsschwerpunkt liegt in den Wolken. Denn Wasserdampf ist der größte Treibhausfaktor überhaupt und verursacht 60 Prozent des natürlichen Treibhauseffektes. Wolken und Wasserdampf nehmen deshalb in der Klimaforschung eine Schlüsselfunktion ein. Die Wirkung von Wasserdampf in der Atmosphäre ist von großer Bedeutung für Klima-Modelle. Wolken haben einerseits einen abkühlenden Effekt für die Erde, weil sie einen Teil der Sonnenstrahlen reflektieren. Neue Erkenntnisse deuten jedoch darauf hin, dass Wolken den Treibhauseffekt auch verstärken könnten, sollte die Temperatur auf der Erde weiter steigen. Scharf: "Mit der Forschung zu Wolken und Wasserdampf sind wir am Puls der Zeit. Die Zugspitze bietet ideale Bedingungen für dieses aktuelle Forschungsfeld. Mit neuester Laser-Technologie und einem Wolkenschlitten lässt sich der Wasserdampf in bisher unerreichte Höhen von bis zu 20 Kilometer verfolgen." So werden vielfältige Erkenntnisse über den wirklichen Einfluss der Wolken auf das Klima gewonnen. Auch der Wasserhaushalt des Zugspitzplatts wird erforscht. Denn Hochgebirge haben große Bedeutung für den Wasserhaushalt. Hier entspringen zahlreiche Bäche und Flüsse. Gleichzeitig fallen dort rund 70 Prozent der Niederschläge, obwohl die Hochgebirge der Erde nur 27 Prozent der Landoberfläche bedecken. Durch den Klimawandel können sich auch hier Verschiebungen ergeben. Bereits heute reagieren die Alpen besonders sensibel auf den Klimawandel: In 20 bis 30 Jahren könnten bis auf den Höllental-Gletscher auf der Zugspitze alle bayerischen Gletscher verschwunden sein. Deshalb hat sich Bayern ehrgeizige Klimaziele gesteckt: Bis 2050 soll der Ausstoß von Treibhausgasen bayernweit auf weniger als 2 Tonnen pro Kopf und Jahr gesenkt werden.

Für eine enge internationale Zusammenarbeit bei der Klimaforschung haben sich seit 2012 auf Initiative der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus die Internationale Stiftung Hochalpine Forschungsstation Jungfraujoch und Gornergrat (Schweiz), das Höhenobservatorium auf dem Sonnblick (Österreich), die Europäische Akademie Bozen (Italien) sowie die Observatorien Haute Provence (Frankreich) und Krvavec (Slowenien) zum Virtuellen Alpenobservatorium (VAO) zusammengeschlossen. Das VAO wurde bisher mit knapp vier Millionen Euro gefördert. Seit dem Jahr 2005 hat die Staatsregierung die Umweltforschungsstation Schneefernerhaus mit etwa zehn Millionen Euro insbesondere für Infrastruktur- und Sanierungsarbeiten unterstützt.

Weitere Informationen unter www.klima.bayern.de

aktualisiert von Markus Ehm, 10.02.2015, 14:25 Uhr